moserêthikê

Bildnisse

 
Am Freitag hat es den ganzen Tag geregnet bei 20 °C. Wir waren dann im Bördepark und mir wurde sündhaft teures Parfum gekauft. To-go-Essen von der Asia-Frau. Das war alles schön. Last days of peace and freedom.






 
Jetzt erst die Texte gefunden. Viel zu spät. Und im Nachhinein noch Angst.






 
I don't ever want to die
Do you know this arrow when it arches high
To meet the eagle in the sky?
The eagle flies using the river as a map
A small animal in its clasp
Alive and enjoying the ride
Is life a ride to ride?
Or a story to shape and confide?
Or chaos neatly denied?






 
[Da kam er angeflogen, zugeworfen von der lieben Frau Casino: mein erster Blogfragebogen.

1. Warum bloggst du? Könntest du deine Zeit nicht sinnvoller nutzen?
Ich könnte sie vor allen Dingen sinnvoller nutzen, wenn ich häufiger bloggte. Die Idee hinter all dem war und ist (meistens) bei mir, Momente festzuhalten, die nicht verloren gehen sollen, aber meist verloren gehen, wenn man sie nicht sofort aufschreibt. Es gibt ja immer wieder diese Sekunden, bei denen man denkt: Das werde ich niemals im Leben vergessen. Doch meist vergisst man es. Dass ich solche Momente nicht einfach in einem geheimen Tagebuch festhalte, hat wiederum den Grund, dass ich das Tagebuchschreiben nie länger durchhalte: Immer wenn ich für mich allein Tagebuch schrieb, kam ich mir komisch vor; ich fand nie eine Form, in der mich mein Schreiben dann nicht selbst langweilte. Ein Blog verursacht einen gewissen Druck, so schwach er auch sein mag. Und er zwingt dazu, sich eine Form zu suchen. Die Kehrseite ist eine gewisse Unschärfe: keine Namen, Verfremdung. Auch weil es mir um das Allgemeine im Besonderen geht. Denn das ist das, was stehenbleiben soll. Im Idealfall.

1b. Wieviel Zeit geht täglich drauf fürs Bloggen? Und wann schreibst Du?
Ich schreibe nicht täglich. Wenn ich schreibe, gibt es keinen festen Zeitpunkt. Es muss die richtige Stimmung da sein: nüchtern oder trunken, froh oder traurig. Aus der Stimmung entsteht das Textstück. Wenn ich etwas schreibe, brauche ich nur wenig Zeit. Wenige Minuten, da die Texte selten lang sind.

2. Welcher Artikel aus anderen Blogs ist dir spontan im Kopf geblieben? (nicht zu lange nachdenken)
Mir bleiben viele Artikel jeweils für eine Weile im Kopf, bis wieder neue kommen, die hängenbleiben und die die anderen überlagern – und alle sind wichtig. Die stattkatze berührt mich mit vielem intensiv. Zum Beispiel hiermit. Geschichten wie diese von der nuss liebe ich. Rosines Welt macht mir zuverlässig gute Laune. Und viel im Kopf ist außerdem dieses Blog insgesamt, aus vielen Gründen.

3. Dein absoluter Lieblings-Artikel in deinem Blog? (bitte mit Linkangabe)
Es gibt keinen Lieblingseintrag, es sind zu viele und zu kurze. Wenn ich durchblättere, ist es mir manchmal peinlich, manchmal staune ich, was mir eingefallen ist (hier), manchmal freue ich mich über eine Formulierung, meist freue ich mich - wenn ich mich freue – über die Erinnerung, die damit verbunden ist. Wie über dies und das oder jenes.

4. Welches Blog empfiehlst Du?
Alle auf meiner Blogroll sowieso. Aber natürlich lese ich auch andere sehr gern, die (noch) nicht dort stehen, darunter Seite 2, Dieseldunst und Herrn Mek.

5. Welches Thema liegt Dir am meisten am Herzen?
Wie ich unter 1) schrieb, alle Momente, die in mir etwas berühren und bewegen. Diese Momente entstehen meist im Kontakt zwischen den Menschen, aber oft auch im Alleinsein. Mich faszinieren alle dunklen Seiten hinter dem Hellen, die Brüche, die Traurigkeit in mir. Manches, was mir eigentlich am Herzen liegt, klammere ich hier aus und schreibe nicht darüber, weil es zu dunkel ist, ich keine Worte finde oder ich meine Form nicht beibehalten könnte. Das sollte ich vielleicht ändern.

6. Freundschaft. Hast du mehr Freunde im Internet, oder da draußen?
Es gibt sehr unterschiedliche Formen von Freundschaft, nicht sortierbar nach Internet und nicht-Internet, sondern abhängig von den Einzelpersonen. Manche entstanden ohne das Internet und bestehen jetzt auch hier, bei manchen ist es umgekehrt, bei anderen ist es nur das eine oder das andere. Alle sind so individuell, dass ich nicht quantifizieren kann.

7. Ganz ehrlich und unter uns: wie oft checkst du die Statistik deines Blogs? (falls du eine hast)
Na, andauernd. Und wenn aus den wenigen Zugriffen plötzlich ganz viele werden (wie in den letzten Tagen), bekomme ich erst einen Schreck und freue mich dann.

8. Kennt Deine Familie (falls Du sowas hast) Dein Blog? Und wie finden die deine Bloggerei?
Meine Familie kennt es bisher nicht. Fragten sie mich, würde ich es nicht verheimlichen, aber natürlich fragen sie nicht.

9. Verhältst du dich manchmal noch wie ein Kind? Wenn ja, in welcher Situation?
Sehr oft: In der Begeisterung zu etwas ebenso wie im Beleidigttun, wenn ich etwas nicht bekomme, worauf ich mich gefreut hatte (Rummosern nennt man das!). Erwachsensein liegt mir nicht.

10. Was würdest du anders machen, wenn du mit den Erfahrungen von heute noch einmal neu im Alter von 14 Jahren beginnen dürftest?
Bei so einer Frage werde ich sofort philosophisch und denke automatisch an Argumentationsfiguren wie die petitio principii oder an die Katze, die sich in den Schwanz beißt. Und natürlich gibt es vieles, was ich mit mehr Wissen oder mehr Lebenserfahrung, vor allem mit der im Laufe der Jahre wachsenden Charakterfestigkeit (relativ gesehen), anders gemacht hätte, aber genau darum ist der Gedanke, was wäre wenn, ziemlich sinnlos. Ich kann nur hoffen, dass meine Entscheidungen und mein Handeln mit den Jahren besser und klüger werden.]






 
"Liebe ist: den leuchtenden Punkt der Seele des anderen zu erkennen und anzunehmen und in die Arme zu schließen, vielleicht gar über sich selbst hinaus.

Hass, vielleicht ist er etwas Ähnliches. Vielleicht hat jemand, der mich hasst, den leuchtenden Punkt meiner Seele gesehen und durch und durch erkannt, jedoch ganz ohne ihn anzunehmen und in die Arme zu schließen."

[Th. Glavinic, Das größere Wunder, S. 244/45]






 
Wir geben uns unverbindlich christlich
Manche nennen das Blasphemie
Die Sucht nach Macht schweißt uns zusammen
Wir schämen uns nie
Mit den Reichen können wir prächtig
Die Armen wollen nur an ihr Geld
Wir schützen und mehren es redlich
Und werden wieder gewählt

Mit Gott auf unserer Seite
Jesus in einem Boot
Einer ging leider baden
Doch wir warfen ihn noch rechtzeitig über Bord
Mit Gott auf unserer Seite
Jesus in einem Boot
Den Ablaß in unserem Namen
Das "C" strahlt über uns riesengroß

Wir wahren unser Pokerface nach guter alter Manier
Gefühle sind Luxus, weil wir hart sind, sind wir hier
Wir sind aus Gnade zu spät geboren
Haben mit Hitler nichts mehr am Hut
Wir sind Kreuzritter des Fortschritts
Zuviel Vergangenheit tut nicht gut
Den Blick nach vorn.






 
Die Fragen, all die Fragen klingeln immer wieder durch meinen Kopf. Von vorne nach hinten und von hinten nach vorne. Und natürlich weiß ich jetzt, was sie heißen sollten, was ich hätte sagen müssen. Nur ist es so viel anders, seine eigene Persönlichkeit vermarkten zu müssen, als die Dinge anderer Leute. Und dass ich dies nicht schaffe zu sagen.

***

Am selben Tag überreicht mir die Postfrau, die es immer ist, die Freiexemplare zu dem Band, der meinen vermutlich letzten wissenschaftlichen Aufsatz enthält. Ich freue mich daran, dass sich die gedruckte Schrift auf dem Papier erhaben anfühlt und vorne eine Schlange in ihren Schwanz beißt. Ich lese ihn nicht noch einmal durch.

***

Die Tage schleppen sich dahin. Ziellos.






 
Und wenn ich das Wort 'Garten' denke, dann denke ich an den Garten in B. Er ist mein idealtypisches Bild, der Garten aller Gärten. Doch wenn ich an diesen Garten denke, denke ich nun auch an den Garten in Péter Nádas' Parallelgeschichten, der in dem fiktiven Ort Pfeilen liegt; in ihm ist Schreckliches passiert und dennoch verkörpert er genau das: den idealen Garten. Er zeigt den Kontrast zwischen dem Außen und dem Innen an. Die Schönheit alter Obstbäume, von Wiesenblumen gesprenkeltes, wadenhohes Gras, und noch mehr: Stille. In so einer Stille kann man sich beruhigt fühlen und einsam. Diejenigen, die vor vielen Jahren bei den Ereignissen, die dort stattfanden, dabei waren, in diesem Garten in der Nähe eines Konzentrationslagers, die verstehen, dass die Einsamkeit eines solchen Gartens ein Echo jener Zeit ist, ein Schatten früherer Ereignisse. Wie die Narbe einer schlimmen Wunde. Sie geht nicht weg. Und auch die Ereignisse bleiben.
Und so enthält jeder ideale Garten, der für jeden Menschen anders aussieht, eine andere Form hat, denn jeder erblickt das eigene private Bild, gleichzeitig die Dunkelheit.






 
Das eierlegende Huhn als Perpetuum Mobile.






 
Ich war in der Fremde in mir fremden Häusern unter all diesen Menschen, die ich kenne, irgendwie kenne. Doch zwischendurch glitt ich allein für mich im Dunkeln durch samtweiches Wasser, ich stand auf Zehenspitzen in der Mitte eines Sees, betrachtete die Wolkenschwaden, die noch in den schwarzen Bäumen hingen, Reste des Regentages, und von ferne erklang ganz leise Musik. Von ferne, glücklicherweise.







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