Der Spieß durch das Osterlamm sollte genau in der Mitte der Stirn wieder austreten.
Der Moment des 33:33.
Die 4jährige in der U-Bahn fällt innerhalb von Sekunden in den Tiefschlaf. Veränderte Atmung. Spielzeug fällt aus der Hand. Aufrucken. Hand mit Spielzeug woanders hin. Augen zu. Tiefschlaf. Langsames Zur-Seite-Gleiten. Kippen gegen Sitznachbar. Aufrucken. Augenlider zucken nur kurz. Tiefschlaf. Kippen zur anderen Seite hin gegen Mutter. Mutter liest. Aufrucken. Augen bleiben zu. Tiefschlaf. Tiefschlaf. Tiefschlaf. Mutter erkennt das Problem. Versucht, das Kinder mit Ansprechen und An-ihm-Rumzuppeln wach zu bekommen. Keine Chance. Tiefschlaf.
Ein Taxi zum Mond und wieder zurück.
Ich rauchte eine Zigarette, auf der zweiten der zwei Stufen vor dem Haus in der Sonne sitzend. Über den Steinplatten des Bürgersteigs, die 1964 verlegt worden waren, lag schon das träge Vibrieren des Sommers. Eines uralten Sommers.
Über den Zusammenhang von Tod, Sexualität und Gott und die
Darstellung aller gleichzeitigen Augenblicke.
Eine Situation, zwei Interpretationen.
Die innerliche Verrottung des Ganzen zeigt sich am Staub auf dem Telefon, dem Bildschirm, den Schreibtischrändern. Der knallblaue Himmel macht es nur deutlicher.
Sich langsam dem traurig an einem Faden auf den Boden herunterhängenden Sonnenschutz entziehen. In sich die Abschussrampe für den Start zum letzten großen Kraftakt konstruieren, um all das für immer und geordnet hinter sich lassen zu können.
Sie schaute sich zwei Kinofilme hintereinander an. Den ganzen Nachmittag lang. Es war Berlinale-Zeit, aber dies waren keine Berlinale-Filme, sondern Normalprogramm. Ein Kino mit zwei Sälen und zwei Filmen. In den fünf Minuten Pause telefonierte sie mit den Kindern, im Gewühle vor dem Kinosaal stehend, aus dem drei oder vier versprengte Nachmittägliche kamen. Es waren mindestens zwei Kinder, sie würde sie erst morgen wiedersehen. Die Kinder waren Schlittschuhlaufen, nein, das eine nicht, das hat nur zugekuckt. Ob sie offiziell zur Berlinale unterwegs ist und die Zeit nun nutzt, all die Filme zu sehen, die sie in den letzten Wochen verpasst hat? Hat sie einfach keine Karten bekommen, es aber nicht gesagt? Leben die Kinder bei ihr oder nicht? Sind es Mädchen, Jungen, Junge, Mädchen? Warum sagt sie erst, sie würde nachher noch einmal anrufen, sagt dann aber „Gute Nacht“? Warum sagt sie überhaupt um Sechs am Nachmittag schon „Gute Nacht“? Sie steht zu dicht. Ich höre zu viel von ihr oder ich erfahre zu wenig. Sie drängelt sich vor, entschuldigt sich dann und will mich wieder vorlassen. Ich möchte nicht reden. Ihre Geschichte ist schon zu weit in mich gerückt. Die Tür geht auf. Sie setzt sich auf den einen Platz, der den perfekten Abstand zur Leinwand hat. Dann wird es dunkel, und die tiefe und rollende Dunkelheit von Drive entfaltet sich. Endlich.