moserêthikê
 
Sich im Moment gerade so durchwarten bis zur Schlüsselübergabe.






Am Freitag hat es den ganzen Tag geregnet bei 20 °C. Wir waren dann im Bördepark und mir wurde sündhaft teures Parfum gekauft. To-go-Essen von der Asia-Frau. Das war alles schön. Last days of peace and freedom.






 
Wieder einmal die Schwere der Synchronizität fühlen, die für Momente schizophrene Zustände herbeiruft.

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Auf der einen Seite die denkbar schlimmste Nachricht hören. Zuhören, nichts tun können. Unvorstellbarkeit im Kopf. Eine Familie und der Krebs.

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Auf der anderen Seite ein lebendiger, herrlicher Nachmittag. Einfach auf ein fremdes Pferd mit unbekanntem Sattel, ein sehr alter, riesiger Herr. Sonne, Sommer, sich gegenseitig aufziehen, reiten ohne Zweck und Ziel, nur zum Spaß.

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Tage, an denen Sonne und tiefste Dunkelheit zugleich da sind, alles im Kopf und im Herzen.






 
Immer wieder lerne ich neu, wie lange auf dem Land, mit Tieren, im Leben alle Entwicklungsschritte brauchen. Das sind die Momente, wo ich immer besonders merke, dass ich in der Stadt aufgewachsen bin, wo Wochenangaben schon lang sind. Jetzt sind Monatsangaben eigentlich die kürzeste Einheit für Veränderungen.

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Und so habe ich jetzt langsam nach über 1,5 Jahren nach Anschaffung des Ponys das Erleben einer Stallfreundschaft, die auf der Freundschaft unserer Pferde beruht und ihren ähnlichen Entwicklungschritten. Klar, ist meine älter, aber.

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Und so habe ich nach über 1,5 Jahren so langsam das Gefühl, das Pony ist wirklich meins, und sie weiß auch, dass sie zu mir gehört. Ich denke oft, dass es bei anderen sicher schneller geht, aber alles ist neu für mich. Ich wusste eigentlich nicht, was Vertrauen im pferdischen Sinne eigentlich bedeutet, bekomme jetzt nach all diesen vielen Monaten ganz langsam ein Gefühl dafür, wo der Weg hingehen könnte. Und das macht mich dann doch glücklich.

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Und mit dieser Entwicklung geht in ebenso langsamen Schritten wohl auch eine Entwicklung mit mir vonstatten. Weg vom Druck des ständigen Daseinmüssens, auch vom Gefühl, alles wissen zu müssen, alle Informationen haben zu müssen, überall dabei sein zu müssen. Weg vom Gefühl, man könne etwas Wichtiges verpassen.

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Mitten in der Lüneburger Heide, in dem Teil, der keine Schilder mehr hatte, wo keine Tagestouristen mehr unterwegs waren, man über Ewigkeiten einen Betonweg entlangstapfte, der zwischen blühendem Ginster, nicht blühender Heide und Sanddünen entlanglief, da kam ich in den Trott und das Hochgefühl des Weitwanderers, der nicht mehr nach dem Ziel fragt, Schritt für Schritt geht und sich in einer Raumzeitdimension befindet, die nicht mehr diese ist.

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Und ich dachte an das alte Haus, an das neue Heim, an Einsamkeit und Zweisamkeit und Ruhe und einen Garten, der wirklich mein Garten sein würde.






 
Bei manchen Gefühlen denkt man, man hat sie für sich ganz allein, da niemand sonst in dieser speziellen Lage zu sein scheint. So das Gefühl, als ich nach langer Zeit das erste Mal wieder und das erste Mal überhaupt ohne Angst gestern allein mit dem Pony selbiges ritt. Hochgefühl. Eine Kleinigkeit eigentlich, doch für mich, für uns, in unserer speziellen Situation etwas ganz Großes.

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Sonne. Der leere große Platz. Noch nicht zu viele Fliegen. Staub wird aufgewirbelt. Sie hört zu. Alles wie immer. Nebenan tollt das Fohlen.

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Heute ersticke ich in Schreibtischarbeit.






 
Wieder hierherkommen wie in das Haus am See, was den Winter über brachlag. Da draußen ist es zu hell für mich.

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Wieder kryptisch sein dürfen, wieder offen sein dürfen.

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Ein neues Jahr nach Jahren der Gleichförmigkeit. Ein neues altes Haus wartet auf uns. Ein leises Haus, ein kleines Haus, in einem kleineren Dorf. 1.300 Menschen sind zu viel, ein Haus voller Verwandter ist zu viel. Wir sind ja auch weniger geworden.






 
Wochen, in denen sich Schmerzen, Müdigkeit, Ängste, Krankenhausärger und auch Tod und Beerdigung aneinanderreihten wie alptraumhafte Perlen an einer Kette.

Und mit der Ankunft des Herbstes lassen nach einem Jahr die Schmerzen im Rücken nach, ganz langsam und so zart-allmählich, dass ich mich nicht traue daran zu rühren. Ich habe nach Monaten von Arztterminen und MRTs und Diagnosen und Schmerztabletten mit jeglicher Behandlung aufgehört und versuche nur noch, ihn nicht zu stören.

Und mit der Ankunft des Herbstes liegen ganz plötzlich auch die etwas gefürchteten Gespräche mit der Kollegin und der Teamleiterin hinter mir. Die Pläne sind nun draußen und dürfen jetzt atmen und sich entwickeln.






 
B1

Von einer Schnapsidee zur greifbaren Realität.

B2

Ein Ort, an dem Mauersegler durch die Stalltür ein- und ausfliegen und am Abend Stille herrscht.

B3

Ein Badesee, eine Bäckerei, Felder und Mähdrescher.

B4

Es wurde gesprochen, geklärt, geplant, gesponnen.

B5

14 Monate. Dann erfüllt sich ein Kindheitstraum. Wenn die Götter wollen.

B6

Hund, Katze, Huhn, Kaninchen, Bulle. Alles da.

B7

Und vielleicht irgendwann Ponys.

Man wird ja wohl noch träumen dürfen.







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