Sie schaute sich zwei Kinofilme hintereinander an. Den ganzen Nachmittag lang. Es war Berlinale-Zeit, aber dies waren keine Berlinale-Filme, sondern Normalprogramm. Ein Kino mit zwei Sälen und zwei Filmen. In den fünf Minuten Pause telefonierte sie mit den Kindern, im Gewühle vor dem Kinosaal stehend, aus dem drei oder vier versprengte Nachmittägliche kamen. Es waren mindestens zwei Kinder, sie würde sie erst morgen wiedersehen. Die Kinder waren Schlittschuhlaufen, nein, das eine nicht, das hat nur zugekuckt. Ob sie offiziell zur Berlinale unterwegs ist und die Zeit nun nutzt, all die Filme zu sehen, die sie in den letzten Wochen verpasst hat? Hat sie einfach keine Karten bekommen, es aber nicht gesagt? Leben die Kinder bei ihr oder nicht? Sind es Mädchen, Jungen, Junge, Mädchen? Warum sagt sie erst, sie würde nachher noch einmal anrufen, sagt dann aber „Gute Nacht“? Warum sagt sie überhaupt um Sechs am Nachmittag schon „Gute Nacht“? Sie steht zu dicht. Ich höre zu viel von ihr oder ich erfahre zu wenig. Sie drängelt sich vor, entschuldigt sich dann und will mich wieder vorlassen. Ich möchte nicht reden. Ihre Geschichte ist schon zu weit in mich gerückt. Die Tür geht auf. Sie setzt sich auf den einen Platz, der den perfekten Abstand zur Leinwand hat. Dann wird es dunkel, und die tiefe und rollende Dunkelheit von Drive entfaltet sich. Endlich.
moseron - 14.02.2012