moserêthikê
 
Langsam verheilen die Narben, und das Jahr schenkt einem drei Tage Pause. Zeit zum Luftholen, bevor der nächste Akt beginnt im Kampf um den längeren Atem.






 
Ein frecher Neunjähriger mit Strahleaugen, der Schlüssel liebt und Zaubertricks, der Töne nur nach dem Hören spielen kann und viele Fragen stellt, wollte mich beim Zubettgehen und Gutenachtsagen küssen, traf die Wange fast beim Mund und bekam davon rote Ohren.






 
Es braucht gar nicht viel zum Glücklichsein. Oder besser Zufriedensein. Ich könnte all die wenigen Komponenten leicht aufzählen, aber jede Fahrt mit Straßenbahn oder U-Bahn, jeder Einkauf im Supermarkt wirft mich aus der Bahn und bringt die innerliche Ordnung durcheinander. Überall spüre ich nur Unhöflichkeit, Aggression, Ignoranz, Gestank und Grobheit. Und dazwischen stehen die, die all das auch beobachten. Wie kleine Inseln. Ist das nur in Berlin so?

In den Zwischenzeiten dehnt sich die Ruhe in mir aus. Fast fühlt es sich an, als ob die Knochen wieder wachsen, etwas stabiler werden. Ich kann meine Ziele klarer benennen. Auf manche muss ich warten. Aber das ist in Ordnung.

moewen






 
Auch Erinnerungen haben einen Kreislauf, und das Wetter am 18. Februar - Sonne, die nach Frühling schnuppert, das erste Vogelgezwitscher - war genauso wie exakt vor einem Jahr. Und immer noch, wohlglaubend, dass keine unsterbliche Seele existiert, frage ich mich, ob es dir jetzt wieder gut geht und ob du angenehme Gesellschaft hast und nicht einsam sein musst.






 
Wie gut die Entscheidung war, die mich so viel Kraft kostete damals vor knapp anderthalb Jahren inmitten von so etwas wie einer Depression, nämlich einen Flug nach Amerika zu buchen, merke ich jetzt immer mehr, denn ich habe das Reisen wiederentdeckt. Und ich stelle fest, dass mir kaum etwas anderes so viel Spaß macht, wie erst aus dem Bauch heraus spontan ein Ziel zu finden und danach stundenlang, tagelang nach der perfekten Route, nach Bahn-, Fähr- und Flugverbindungen, nach der passendsten Unterkunft, nach Ausflugszielen und Wanderrouten zu suchen. Und es dann einfach zu buchen und zu wissen, das wird gut.






 
rd1

rd2

rd3
.






 
Diese ungebändigte Erleichterung, wenn man eine Aufgabe hinter sich gebracht hat, die der innerlichen Besteigung des Mount Everest nahekam. Da sind am Ende nicht die Zahlen wichtig, sondern dass man der Angst ins Auge gesehen hat. "Du bist so blass um die Nase.", sagte er zu mir. Ich sagte nicht, warum, und war es hinterher nicht mehr.

+++

Als Belohnung für ein ganzes Jahr und den ersten Sieg des Jahres habe ich mir ein viel zu wertvolles Geschenk gemacht. Und doch bin ich angemessen glücklich darüber. Endlich wieder weg vom Knipsen und hin zur Wertschätzung all der Technik. Ich hatte schon vergessen, um wie viel schöner sich das Gewicht in den Händen anfühlt. Und dass so eine Spiegelreflexkamera eine ganz andere Art von Realität hat. Wie gut es tut, die Welt nicht durch einen Bildschirm zu sehen.







Abendliches
Abschiede
Aisthêseis
Atmungen
Bildnisse
Bildungen
Erga
Fänge
Kala
Leben
Lieben
Malakiai
Selbste
Vorhaben
Wahrheiten
Wörter
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren