moserêthikê
 
Stages of life.






 
phantom

Nach dem Reiten gehe ich spätabends durch tiefen Nebel an Feldern vorbei. Statt der üblichen Dunkelheit wird das spärliche Licht der paar Lampen fein verteilt. Ich wate durch eine Traumwolke aus grauorangenen Schwaden. Baumskelette scheinen sanft hervor. Feines Tropfen um mich herum. Eine gute Stille.

In vielen Ecken meiner Seele ist gerade die Traurigkeit. Doch in dem Winternebel wird eine Stelle tief in mir auch ruhig und friedlich.

Ich reite auf einem weißen Phantom: gemein beim Satteln und Hufe auskratzen, aber freundlich und geduldig, wenn ich erst einmal drauf sitze. Alles wird allmählich besser und am Ende der Stunde beim freien Traben durch die Halle erlebe ich zum ersten Mal den Moment, wenn sich das Gefühl der Verbindung zum Pferd einstellt, wenn es für einen etwas tun will, es richtig machen will und wir einander verstehen.






 
metis

Ich wollte eine Hommage an die kleine Katze schreiben, die seit Montag nur noch ein Geist in meiner Wohnung ist, aber es gelingt mir nicht. Zu nah. Mein Verstand setzt jedesmal ein bisschen aus, wenn ich darüber nachdenke. Und ersetzt alle Wörter durch Bilder von ihr. Ich sehe sie auf jedem Möbelstück. Sehe, wie sie sich in der Sonne räkelt. Sehe aber auch den Schatten, der sie zum Schluss war. In der Wohnung sind noch ihre Haare verteilt und ich schaffe es nicht, den Staubsauger anzuwerfen.

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So nimmt 2016 auch noch mir die Katze und meiner Cousine den Mann.

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Die eigentliche Trauer bzw. der Versuch, um dieses Loch herumzuleben, das muss jeder ganz allein für sich machen.






 
Auf meinem Heimweg mit dem Rad fängt der Fremde an, mich zu verfolgen. Er belästigt mich bis gerade so an die Grenze zum körperlichen Übergriff: Er fährt von hinten auf, er stößt mit seinem Rad an meines, er setzt sich vor mich und bremst mich aus, er klingelt mich von hinten an, unaufhörlich, er murmelt irgendwelche Dinge vor sich her, er fährt dicht neben mir, er greift in meinen Lenker. Ich wehre mich mit Worten, er sagt nur: Aber ich find dich doch toll. Er sagt nur: Aber ich wollt doch nur die Uhrzeit wissen. Ich wehre mich gegen den Drang, ihn wie früher unter uns Kindern einfach zu schubsen. Denn er strahlt wirkliche Gefahr aus. Ich durchlebe in den 30 Minuten alle Stadien des Unmuts bis hin zur Panik. Bei all dem das ganz klare Wissen - er macht das mit mir, weil ich eine Frau bin. Und die Bestätigung dieses Wissens kommt prompt, als ich schlussendlich einen anderen Mann bitte, neben ihm fahren zu dürfen ob der Belästigung. Der Fremde starrt mich noch drei Minuten verwirrt bösartig an. Dann ist der Spuk vorbei. Die Ebenen meiner Müdigkeit danach sind kaum zu zählen.

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Freitag, der 13., war der Tag, an dem ich meinen geliebten türkisen Seidenschal verlor. Doch tags darauf sitze ich glücklich vor neuen Lautsprechern und die Woche ist vergessen.

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Wir saßen am Pfingstsonntag in dem kleinen plüschigen Café vor Kaffee und Kuchen. Jeder las in einer Zeitschrift und in mir waren keine Gedanken, keine Sorgen, sondern nur das reine Dasein.






 
Sie und ich müssen zusammen arbeiten und Entscheidungen treffen. Manchmal passt es. Oft nicht. Denn wir leben in unterschiedlichen Welten. Ihre ist die des Absteckens von Verantwortung und Aufgaben. Nicht mehr als nötig, vor allem nicht mehr als die anderen. Ich bin da sanfter, ich finde ein Ja schön, sehe gern die Erleichterung beim anderen. Und weiß um das Karma, das es einem heimzahlt, auch im Guten.

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Abends beim Essen spricht er zum ersten Mal darüber, wie es damals war, als zwischen Mutter und Tochter etwas zerbrach, weil beide ängstlich waren voreinander. Er spricht nicht zu mir, erzählt es bloß so. Ein bisschen halte ich den Atem an und später kommt die Traurigkeit über verpasste Gelegenheiten. Warum ging es nicht gleich damals, das Sprechen?

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Diese Grundsätzlichkeit, die in den allmonatlichen Schmerzen liegt. Eine Realität wie ein in ein Fenster geworfener Stein. Nur leidet man es leise weg.

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Ein eigentümlicher, kleiner Hund, der mit seiner leichten Dümmlichkeit, seiner Stille und seiner Freundlichkeit das Niveau angenehm senkt und dabei die Freude hebt. Und alle wissen es.






 
Musik zu Haus vergessen.

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Ins Paradies gekommen.

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Geläutert und froh zurückgekehrt.

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Ein Stück Glauben zurückerobert.

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Erinnerungen daran, im flachen Wasser des Atlantik zu stehen, die Füße im fast kühlen, fast weißen Sand zu vergraben, während man dicht, weit weg vom Horizont, die Delphine springen sieht, in der Hitze im Surren von Libellen zu stehen und zu fühlen, wie das Herz aufgeht, weil man nichts hört als urtümlich bellendes Quaken aus den Sümpfen und dabei dem Alligator ins Auge sieht, der träge durchs Wasser treibt. Das alles bringt einen durch die Kälte und durch die ewiggleiche Routine des Arbeitens: im Dunkeln hin, im Dunkeln zurück, zwischendurch über Kleinigkeiten ärgern, bis man sich schon selbst hasst. Lieber Flüge buchen. Ostern und Sommer als Fixpunkte des Geistes.







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